Die Wappen und Flaggen des Landkreises Erding (Oberbayern)

Wolf A. Schierl, Joe A. Schmöger (kleinere Ergänzungen durch Marcus E.V. Schmöger)

Übersicht über die Wappen des Landkreises Erding

Anmerkung: Gemeinden, die im Rahmen der Gemeindereform untergegangen sind, sind kursiv gedruckt.

 

Der Landkreis Erding und seine 26 Gemeinden führen eigene Wappen. Im Januar 1950 erhielt Grünbach als erste Gemeinde des Landkreises nach dem 2. Weltkrieg ein eigenes Wappen, im Oktober 1983 wurde mit dem Wappen der Gemeinde Pastetten die wechselvolle Entwicklung der kommunalen Hoheitszeichen im Landkreis abgeschlossen. Einen deutlichen Eingriff in diese Entwicklung verursachte die kommunale Gebietsreform. Durch die Eingliederung bzw. Zusammenlegung von Gemeinden sind 11 Hoheitszeichen untergegangen, darunter ist auch das von Grünbach. Die Wappen von Grüntegernbach, Hausmehring, Zeilhofen (heute gehören alle drei ehemals selbständigen Gemeinden zu Dorfen), Altenerding und Langengeisling (heute bei Erding), Reichenkirchen (heute bei Fraunberg), Niederneuching und Oberneuching (heute Neuching) sowie Notzing (heute zu Oberding gehörend) und Bockhorn sind heraldische Denkmäler einstiger kommunaler Selbständigkeit. Veranlaßt durch die Veränderungen der Gebietsreform entstanden aber auch neue Gemeindewappen, wobei heraldische Motive der überlieferten Wappen teilweise übernommen wurden, z.B. in Bockhorn, Fraunberg und Neuching. In diesem Buch haben wir neben den geltenden auch die erloschenen Wappen zusammengestellt und sie der derzeitigen Gemeinde zugeordnet.

Die Wappen von Berglern, Buch am Buchrain, Dorfen, Eitting (Eberspeck), Erding, Altenerding, Forstern, Kirchberg, Ottenhofen (Eßwurm), Steinkirchen und Taufkirchen sind sogenannte "redende" Wappen, weil sich der Ortsname, bzw. der Name eines für die Ortsgeschichte bedeutenden Adelsgeschlechts durch heraldische Symbole darstellen läßt.

Auch die geographische Lage der Gemeinden an Wasserläufen oder im hügeligen Erdinger Holzland wird in den Wappen von Berglern, Inning am Holz, Steinkirchen (heraldisches Symbol: Dreiberg), Bockhorn (altes und neues Wappen), Lengdorf, Walpertskirchen, Wörth, Langengeisling, Eitting und St. Wolfgang (heraldisches Symbol: Wellenbalken oder Wellenschnitt) hingewiesen.

Die Pflanzenwelt ist vertreten durch heraldische Rosen in den Wappen von Berglern, Finsing, Ottenhofen; durch heraldische Lilien in den Wappen von Fraunberg, Hohenpolding, Langenpreising; durch Seeblätter in den Wappen von Finsing und Hohenpolding. Weitere Pflanzenmotive finden sich in den Wappen von Moosinning (Palmzweig), Buch am Buchrain (Buchenzweig mit Bucheckern) und Notzing (Rohrkolben). Jeweils ein Baum wurde in den Wappen von Forstern, Inning am Holz (Tanne) und Hausmehring dargestellt.

Dem Tierreich sind entnommen: der Stierkopf in Buch am Buchrain, der Eberkopf in Eitting, die Widderhörner in Finsing und Inning am Holz, das Pferd im Landkreiswappen, Fraunberg und St. Wolfgang. Als Fabeltiere bzw. Fabelwesen treten in den Wappen von Ottenhofen und Wartenberg der Drache, im Wappen von Isen eine Meerjungfrau auf. Ein Mann erscheint im Wappen von Hausmehring, Mohrenköpfe in den Wappen von Pastetten und Wörth.

Auf die Landwirtschaft bzw. auf bäuerliche Gerätschaften beziehen sich folgende Symbole: Pflugmesser (Altenerding), Pflugschar (Erding), Haumesser (Neuching, Niederneuching), Sense (Oberding). Aus dem häuslichen Bereich stammen die Symbole Becher (Lengdorf), Salzkufe (Lengdorf), Horn (Grünbach, Bockhorn) und Gugl (Neuching, Oberneuching). An die Industrie erinnert das Zahnrad im Wappen von Forstern.

Architektonische Darstellungen sind in den Wappen von Dorfen (Tore), Kirchberg (Kirchturm), Langenpreising und Pastetten (Zinnenmauer), Steinkirchen (Spitzbogen) und Taufkirchen (Rundkapelle) enthalten.

In andere Gemeindewappen fanden die Attribute von Kirchenpatronen Aufnahme. Auf den Wallfahrtsort Maria Thalheim verweist die Lilie im Wappen von Fraunberg, Lilie und Kreuz deuten als Mariensymbole auf das Patrozinium der Kirche von Hohenpolding (Mariä Heimsuchung) hin. Die Petrus-Schlüssel wählten Grüntegernbach und Kirchberg, der hl. Wolfgang wird im Wappen von Moosinning mit Palmzweig und Schlüssel, im Wappen von St. Wolfgang mit dem Beil symbolisch dargestellt. Der hl. Martin wurde mit Bischofsstab und Schwert, bzw. nur mit Schwert in die Wappen von Langengeisling bzw. Fraunberg und Reichenkirchen aufgenommen. Der Pfeil in den Wappen von Fraunberg und Reichenkirchen und der Ölkessel im Wappen von Reichenkirchen deuten auf das Martyrium der Heiligen Sebastian und Veit hin. Das Kreuz im Wappen von Hohenpolding steht für das Patrozinium der Kirche von Sulding.

Unter den Klöstern, die im Landkreis Erding Besitz hatten, erscheinen Tegernsee (Finsing), Ebersberg (Forstern) und Frauenchiemsee (Hohenpolding) mit ihren Symbolen in den Gemeindewappen. Daneben wirkten das Hochstift Freising (Buch am Buchrain, Eitting, Pastetten, Steinkirchen, Walpertskirchen, Wörth), das Fürststift Berchtesgaden (Grüntegernbach), das Stift Obermünster/Regensburg (Langenpreising) und St. Emmeram/Regensburg (Moosinning) bei der Gestaltung der Wappen mit. Die Wappenfiguren von geistlichen Würdenträgern bestimmen die Wappen von Buch am Buchrain (Moritz von Sandizell) und Niederneuching (Bischof von Regensburg).

Viele, meist längst erloschene Adelsfamilien leben mit ihren Wappen oder Teilen daraus oder wenigstens mit den Farben in der Gemeindeheraldik als Erinnerung weiter, so in den Wappen von Berglern, Bockhorn (altes und neues Wappen), Grünbach, Buch am Buchrain, Grüntegernbach, Hausmehring, Zeilhofen, Eitting, Altenerding, Finsing, Fraunberg, Inning am Holz, Langenpreising, Lengdorf, Neuching, Niederneuching, Oberneuching, Notzing, Ottenhofen, Pastetten, St. Wolfgang, Taufkirchen, Walpertskirchen und schließlich auch im Landkreiswappen. Die weiß-blauen Rauten, ursprünglich den Grafen von Bogen zugehörig, dann von den Wittelsbachern übernommen und schließlich als bayerisches Symbol geführt, erscheinen nur im Landkreiswappen; einige Wappen (Langengeisling, Reichenkirchen, Kirchberg, Moosinning, Oberding) erinnern jedoch durch ihre Farben an die lange Zugehörigkeit der Gemeinde zum wittelsbachischen Gebiet.

Diese Übersicht sollte zeigen, daß sich die Gemeinden des Erdinger Landkreises aus einer unerschöpflichen Fülle von Sinnbildern eindrucksvolle und aussagekräftige Wappen schufen. Die nachfolgenden farbenfrohen Abbildungen sind Zeugnis der reichen Kultur und lebensvollen Geschichte unseres Landkreises.

Die hier vorgelegte Wappensammlung ist alphabetisch geordnet. Die Wappenabbildungen halten sich in den meisten Fällen an die Originalentwürfe der Heraldiker. Unter der Abbildung folgt jeweils kursiv gedruckt die offizielle Beschreibung (= Blasonierung) des Wappens. Wenn eine Gemeinde beschließt, sich ein eigenes Hoheitszeichen zu schaffen, wird als begutachtende Behörde die Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns in München hinzugezogen. Aus den dort erstellten Gutachten haben wir die Begründungen des Wappens entnommen. In einem weiteren Absatz nennen wir das Datum, seit dem die Gemeinde berechtigt ist, ein eigenes Wappen zu führen. Zur Ergänzung sei hier angemerkt, daß bis 1970 die Kompetenz zur staatlichen Zustimmung bei der Annahme neuer Wappen beim Bayer. Staatsministerium des Innern lag, seit 1970 liegt sie bei der jeweils örtlich zuständigen Regierung. Einen ausführlichen Abschnitt widmen wir den wappenkundlichen Belegen, die sich im Landkreis Erding finden ließen. Die meisten davon sind auch abgebildet (Fotos: Joe A. Schmöger, Marcus E.V. Schmöger), durch die genaue Standortbeschreibung kann sie der interessierte Leser aber auch selbst an oder in Gebäuden ansehen. Keine Belege waren zu finden, wenn die Herrschaft, die das Wappen bezeichnet, außerhalb des Landkreises liegt (z.B. Regensburg), wenn Heiligenattribute die Kirchenpatrozinien vertreten oder die Landschaft heraldisch dargestellt ist.

Die Autoren Joe A. Schmöger und Wolf A. Schierl danken den Landkreis- und den Gemeindebehörden, die die Akten zur Einsichtnahme zur Verfügung stellten, der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns, insbesondere Herrn Dr. Reinhard Heydenreuter für die zuvorkommende Beratung, dem Kreisheimatpfleger Wolfgang Schierl und allen Bürgern, die uns bei der Arbeit unterstützt haben.

Literatur:
Schierl, WA, Schmöger, JA (1986): Die Wappen des Landkreises Erding. Erdinger Land Heft 10.
Erdinger/Dorfener Anzeiger, 10./11.12.1983


Diese Webseite wurde zuletzt geändert am 29.10.1999 von Marcus Schmöger

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